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Ich finde es immer beeindruckend, wenn Bücher oder sogar einzelne Kapitel mit Zitaten oder Gedichten beginnen. Ich denke dann immer, dass diese Autoren wahnsinnig belesen sein müssen, weil sie alle Stücke von Shakespeare oder Dante oder ähnlichen Klassikern auswendig kennen.

Also dachte ich mir, dass auch ich mein Buch mit einem Gedicht oder einem Spruch beginnen möchten. Die Auswahl ist aber gar nicht so einfach. Ich wollte eines, dass indirekt schon etwas über die Story verrät. Es sollte ein Gedicht über die Liebe zwischen Mond und Sonne sein, die niemals zusammen kommen können.

                                                             Sonne und Mond

Ein Morgen erwacht,
aus dem Traum der Nacht,
der Nebel verzieht und schwindet ganz schnell,
die Sonne geht auf und alles wird hell…

Sie wechselt sich ab, mit ihrem Mond,
der in ihrem Herzen wohnt.
Schon oft hat sie an ihn gedacht,
während sie die Welt belacht…

Ein Stern hat ihr im Morgengrau’n,
etwas erzählt, ganz im Vertrau’n:
„Der Mond, der fühlt genau wie Du,
heimlich schaut er immer zu,
wenn Du scheinst und herzlich lachst,
and’ren Menschen Freude machst“

Das Wissen tat gut, dass es ihn gibt
der Mond sie mag, vielleicht auch liebt.
Sie weiß, ohne ihn kann sie nicht sein,
doch für sie steht fest, sie bleibt allein…

Es strahlt nur er, oder sie…
zusammen scheinen geht wohl nie.
So wenig sie auch haben wird,
sieht sie zu, dass sie’s nie verliert…
Ihr bleibt die Erinnerung, an einen Moment,
der keine festen Grenzen kennt:

Sonne und Mond, zur gleichen Zeit,
scheinen am Himmel, kurz zu zweit…
geben sich einen sanften Kuss,
der die Welt verdunkeln muss…
So haben’s die Menschen nicht gesehen,
würden sie’s vielleicht verstehen?

Am Tage kurz die Dunkelheit,
der zweien Sternen Glück verleiht-
So freuen sie sich, wenn sie sich sehen,
geben es sich zu verstehen,
wie viel Gefühl bei ihnen liegt
und für jeden nur den einen gibt.

Adelheid Bergs

Ich habe hier mal noch ein paar weitere Gedichte gesammelt, die alle recht schön sind, aber eben den Nagel nicht zu 100% auf den Kopf treffen:

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch,
Himmel und Erde sind sich gleich.
Spricht der Himmel: Werde!
Da grünt und blüht die Erde!
Spricht die Erde: Sterbe!
Da wird der Himmel ein lachender Erbe.
Sterne sah ich blinken und sinken,
Den Mond in der Sonne ertrinken,
Die Sonne stieg in die Meere,
Ohne dass sich ein Fünklein verlöre.
Feuer und Wasser hassen sich,
Erde und Wasser umfassen sich,
Luft und Feuer entzünden sich,
Erde und Feuer ersticken sich,
Erde und Luft umkühlen sich,
Luft und Wasser umspielen sich,
Aber alles ist Liebe, Liebe, Liebe
Und wenn sich alles empörte, verzehrte, verschlänge,
Dass gar nichts bliebe, bliebe doch Liebe
Die Hülle, die Fülle, die Menge.

Clemens Brentano (1778-1842)

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Wenn der Mond die Sonne berührt,
wenn er zärtlich sie verführt,
wenn sie in seinen Arm sich schmiegt
und er sie sanft im Mondlicht wiegt.
Was wird mit Nacht und Tag passieren,
wenn Mond und Sonne sich berühren?

Sind wir dann eins in Zeit und Raum?
Bleibt das für immer nur ein Traum?

Wer glücklich ist bei Tag und Nacht,
hat diesen Traum schon wahr gemacht.
Denn nur wer liebt, der kann es spüren,
wenn Mond und Sonne sich berühren.

Das Gedicht wurde von Flora von Bistram geschrieben, 1969, anlässlich einer Sonnenfinsternis.

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Und die Sonne machte den weiten Ritt um die Welt,
Und die Sternlein sprachen: „Wir reisen mit
Um die Welt“;
Und die Sonne, sie schalt sie: „Ihr bleibt zu Haus!
Denn ich brenn euch die goldnen Äuglein aus
Bei dem feurigen Ritt um die Welt.“
Und die Sternlein gingen zum lieben Mond
In der Nacht,
Und sie sprachen: „Du, der auf Wolken thront
In der Nacht,
Laß uns wandeln mit dir, denn dein milder Schein,
Er verbrennet uns nimmer die Äugelein.“
Und er nahm sie, Gesellen der Nacht.
Nun willkommen, Sternlein und lieber Mond,
In der Nacht! Ihr versteht, was still in dem Herzen wohnt
In der Nacht.
Kommt und zündet die himmlischen Lichter an,
Daß ich lustig mit schwärmen und spielen kann
In den freundlichen Spielen der Nacht.

Ernst Moritz Arndt, (1769 – 1860)

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Bruder Mond und Schwester Sonne

Glücklich, wer das Spiel durchschaut,
geboten dort am Himmelsdach,
wenn Schwester Sonne untergeht,
wird Bruder Mond erst wach.

Beide stehen anverwandt
am selben Himmel Tag und Nacht,
doch sind sich weiter unbekannt,
dies hat sie einsam bald gemacht.

Wenn sich die Sonne einsam fühlt,
wird sie sich wohl entfernen,
der Mond indessen unterkühlt
sucht Zuflucht bei den Sternen.

Franz Christian Hörschläger