Ein Interview mit einer Buchhändlerin, die auch Bücher von Self-Publishern verkauft
Wie ich schon öfter erwähnt habe, werden meine Bücher mittlerweile in drei Buchläden verkauft. Einer davon ist das geschichten*reich in Seligenstadt, das Nadine Nitsche gehört. Meine Bücher laufen dort mit Abstand am Besten, was auch an Nadine liegt. Sie ist total engagiert und mit Herzblut dabei Bücher zu verkaufen. 2017 wurde sie mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnet.
https://www.genialokal.de/buchhandlung/seligenstadt/geschichtenreich-seligenstadt/
Wie bist du dazu gekommen Bücher von Self-Publishern zu verkaufen?
Durch den Kontakt zu den Autoren (viele kommen in den Laden und stellen ihre Bücher vor) bzw. den Tipp von Kunden (wie es bei dir der Fall war).
Nadine, mein Buch hat dir eine Bekannte von mir empfohlen. Wie bist du auf die anderen Self-Publisher aufmerksam geworden, deren Bücher du in deinem Laden verkaufst? Stellen Autoren dir die Bücher vor oder findest du sie selbst?
Ebenfalls durch Tipps von Kunden bzw. auch über die Zusendung von Leseexemplaren durch beispielsweise book on demand.
Wie sollte man deiner Meinung nach auf dich oder im allgemeinen auf Buchhändler zugehen, wenn man sein selbst publiziertes Buch in einer Buchhandlung unterbringen will?
Ich bin ein Fan vom persönlichen Vorstellen und Anfragen. Der persönliche Austausch ist bei den Self-Publishern sehr wichtig, nicht nur um Näheres über die Inhalte zu erfahren, sonder auch um die Person kennenzulernen. Am besten ist dann immer ein Leseexemplar mit dabei zu haben (da ich immer zuerst in die Bücher reinlese und schaue, ob sie mir gefallen und in den Laden passe).
Wonach entscheidest du welche Titel ins Regal kommen?
Sie müssen mir gefallen (optisch wie auch inhaltlich). Es gibt leider sehr viel Murks in dem Bereich…
Siehst /Machst du einen Unterschied zwischen Verlagsbüchern und Büchern von Self-Publishern hinsichtlich Qualität z. B. ?
Meist kann man Self-Publisher-Titel schon am Cover erkennen. Das muss gut gemacht sein, da ich die Self-Publisher-Titel, die ich im Laden habe, gemeinsam mit Verlagsbücher präsentiere.
Wie viele selbst verlegte Bücher präsentierst du in deinem Laden, im Vergleich zu Verlagsbüchern?
Ich habe nur einige wenige ausgewählte Self-Publisher-Bücher da, momentan sind es 5 Stück.
Warum gibst du Self-Publishern eine Chance in deinem Laden?
Viele Self-Publisher haben zunächst gar nicht die Intention, Schriftsteller zu werden und unbedingt ihr Buch bei einem Verlag zu verlegen, sie schreibe es für sich. Deshalb und weil viele Verlage auch vor allem bei der Einordnung und Positionierung der Inhalte in Bezug zu ihrem Verlagsprogramm oft Probleme haben, die durch die Flut der Einsendungen, die sie erhalten, nicht einfacher wird, werde gute Bücher nicht unbedingt verlegt. Ein guter Inhalt/Plot ist oftmals nicht gleichbedeutend mit der Tatsache, dass ein Buch bei einem Verlag erscheint.
Bist du damit erfolgreich?
Absolut. Ich empfehle Self-Publisher-Titel genauso wie normale Titel und bei denen, die ich sogar komplett selbst gelesen habe, ist das verkaufen unkompliziert. Bei mir sind alle Self-Publisher auch Autoren aus der Region. Und die Autoren sind ja stolz ihr Buch in einer Buchhandlung präsent zu haben und erzählen auch davon. Das schafft Synergieeffekt.
Was rätst du Kollegen, die dem Self-Publishing noch immer skeptisch gegenüber stehen?
Es einfach mal ausprobieren. Buchhändler messen immer alles in Fläche, an denen Bücher präsentiert werden können und möchten diese nur Büchern einräumen, die von einem Verlag kommen. Natürlich muss man bei den Self-Publisher-Büchern mehr über sie wissen, da sie auf der einen Seite nicht über den Verlag als Marke fungieren oder selbst durch den Verlag Presse erhalten, aber ich finde es lohnt sich, denn gute Inhalte können nicht in die Optionen Verlag/Self-Publisher gepresst werden.
Was würdest du gerne mal in einem Interview sagen, dass du aber noch nie gefragt wurdest?
Das ich es wichtig finde das Bewusstsein zu schärfen, dass auch wir Buchhändler am Ende des Tages Geld verdient haben müssen, und deshalb aber womöglich auch gerade, weil wir einen Bildungs- und Kulturauftrag haben, nicht immer Angst haben sollten, dass falls wir nicht auf alle Anforderungen der Kunden eingehen, sie sich abwenden und online kaufen. Natürlich ist dieses Szenario das, vor dem alle Angst haben und deshalb teilweise unmögliche Dinge tun und immer „Ja und Amen“ sagen, aber wenn wir keine klare Haltung und Positionierung aufbauen, werden wir umso mehr austauschbar.
Liebe Nadine, vielen Dank, dass du dir Zeit für die Fragen genommen hast.
Meh von solchen Buchhändler_innen bitte danke!! Tolles Interview!
Danke für deinen Kommentar zum Interview.